HCS Human Capital System

Virtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier
Spiel des Geistes.

Kontext: Spiel des Geistes".

Kirchen scheinen immer mehr zu Parteien zu mutieren, die für ihre Klientel Vorrechte sichern, die "Vergangenheit bewältigen" und die aktuellen gemeinsamen Aufgaben irgendwie bewältigen und das Vermögen (der Kirche) erhalten, indem sie Traditionen pflegen, aufgeben oder "modernisieren".

Auf der Strecke bleibt die Grundfunktion einer Kirche, hier als Religion und nicht als Religionsgemeinschaft oder Organisation ("Firma") verstanden), nämlich: Die Religion zu vermitteln, indem sie das in der (jeweiligen) Religion enthaltene Urwissen erkennen, bewahren, aufbereiten, vermitteln und weitergeben.

Die Kirchen als Organisationen müssen als Organisationen organisiert werden, d.h. sie haben zunächst ihre Finanzen, ihre fortlaufende Finanzierung, ihr Vermögen, die Verwaltung der Gläubigen, die geforderten oder versprochenen Dienstleistungen und die Pflege und Erhaltung der Besonderheiten als Organisation zu sichern. Das bedeutet und erfordert auch den Umgang mit der Macht, mit Einfluss, mit Grenzen zu anderen Kirchen und anderen sozialen Systemen.

Wer die oder eine Kirche vertritt, vertreten will, darf, kann, soll oder muss, sieht sich rasch Anforderungen und Rollenerwartungen ausgesetzt, die unmenschlich sind: Menschliche Schwächen, Menschliches und Allzumenschliches werden nicht geduldet und rasch geahndet, wenn sie "öffentlich" werden. In der Regel ist damit ein Verlust verbunden, für die "Werte" der jeweils vertretene Kirche zu stehen, den entsprechenden Glauben glaubwürdig zu vermitteln und für die Gläubigen als Vorbild, Bezugsperson und Autorität dienen zu können, zu dürfen und zu wollen. Die Funktionen der Religionsvermittlung und der Lehre des Glaubens kann nicht (mehr) erfüllt werden.

Kirchen werden immer weniger wegen ihren religiösen Inhalten, sondern durch ihre Veranstaltungen, Dienste und Leistungen für ihre Gläubigen und durch die eigenen oder eingekauften Dienstleistenden wahrgenommen. Kirchen werden immer mehr zu sozialen Gemeinschaften für die Pflege und Erhaltung von Traditionen durch Erlebnissen und Inszenierungen von Gemeinsamkeiten, insbesondere durch Kunst und Kultur.

Werden Kirchen verglichen, geht es rasch nur um die Dogmen der jeweiligen Kirchen. Je älter die Kirche (als Organisation) ist, umso eher sind die Dogmen (noch) in einer Sprache gehalten, die entweder nicht oder nicht mehr verstanden wird. Oder: Es werden die Bedeutungszusammenhänge und die wesentlichen Inhalte der Dogmen in ihrer Entstehungsgeschichte nicht mehr in die aktuelle Welt übertragen, sondern als Machtmittel eingesetzt, z.B. durch die Forderungen nach "Glaubensbekenntnissen", "Beschwörungen", "Gelübde", "Schwur auf die heiligen Schriften" und "Gelöbnissen" von Verhaltensweisen, die in erster Linie der Kirche (als Organisation) dienen.

Die Arbeitsteilung der Erziehung zwischen Eltern, Märchen, Literatur und Kirchen bricht bzw. funktioniert nicht mehr. Kinder haben Zugang zu Medien, in welchen alle Themen der Erziehung mit Gleichgesinnten oder Andersgesinnten behandelt werden. Die Maßstäbe für die Filter, wonach die Kinder auswählen, unterscheiden und entscheiden können, was sie übernehmen, was sie fördern, was sie ablehnen und was sie ersetzen (können, dürfen, müssen), entwickeln die Kinder entweder selbst oder es wird (elternseitig) versucht, "die richtige Lehre" zu vermitteln oder in entsprechenden Schulen oder durch ausgewählte Personen vermitteln zu lassen. Im Zweifelsfall bzw. letztendlich müssen die Kinder, - wie schon immer -, selbst entscheiden, was sie sich als ihre eigenen Werte zu eigen machen und mit wem sie diese Werte erschließen, erfahren, leben und entwickeln. In der Regel erfolgt dies in, während und durch die Pubertät. Die Entfremdung von den Eltern, von "der Kirche" und "der Religion" ist ein wesentlicher Meilenstein des Erwachsenwerdens. Mitunter bleibt die Entfremdung bestehen, bis die Fragen der Lebensgemeinschaft, der Elternschaft und schließlich des Sterbens und des Todes anstehen. Für die Erteilung der jeweiligen Sakramente werden die Kirchen wieder aufgesucht und erwartet, dass die Personen, welche die Sakramente spenden, "makellos" für die Werte des Glaubens, d.h. glaubwürdig sind. Zur Markierung der besonderen Funktionen und Rollen werden entsprechende Kleidungen, Rituale und Liturgien eingesetzt, die markieren, dass die Sakramente spendenden Personen nicht persönlich gemeint sind, sondern in der Stellvertretung des Glaubens handeln. Um das zu sichern, werden die von den Kirchen (als Organisation) ermächtigten Personen gehindert, gefiltert oder angewiesen, ihre höchst persönlichen sozialen Kontakte zu begrenzen, sehr sorgfältig auszuwählen und nur innerhalb von bestimmten Regeln und unter Einhaltung von Vorschriften zu gestalten, z.B. durch das Zölibat, den Verzicht auf (eigenes) Vermögen oder durch die Verpflichtung von ("ehrenamtlichen") Diensten für "die Gemeinde" und insbesondere für die "Kirche als Organisation".

Die "Mitglieder der Kirche" stellen immer mehr und immer höhere Ansprüche an "ihre" Kirchen und erwarten einen "konkreten Nutzen", worunter in der Regel ein persönlicher, privater Nutzen gemeint ist. Durch Interessensgemeinschaften wird gleichzeitig versucht, sich "den Ansprüchen der Kirche" zu entziehen, häufig zunächst auffällig und demonstrativ durch Kirchenaustritte oder subtiler durch die Verweigerung der Teilnahme an "kirchlichen Veranstaltungen", wie z.B. "einfachen, alltäglichen" Gottesdiensten.


Anmelden zum Kontext: "Spiel des Geistes".


 

 

Zu gegebener Zeit werden hier Inhalte eingepflegt. Bitte spätestens nach dem 31.12.2023 die Seite aktualisieren (F5).

Heinrich Keßler, Autor, 14.03.2022

Es kann auch noch etwas länger dauern.

Heinrich Keßler, Autor, 11.04.2024